Bu-Tabellen – anerkannte Krankheiten der Berufsunfähigkeitsversicherung: Ein Überblick

Arzt in blauer Kleidung analysiert medizinische Daten auf Tablet und Papierdokumenten mit Stethoskop um den Hals

Ursachen und Auswirkungen von Berufsunfähigkeit verstehen

Die Arbeitswelt befindet sich im ständigen Wandel und damit verändern sich auch die Risiken, die unsere Gesundheit und unsere berufliche Leistungsfähigkeit betreffen. Wer die möglichen Ursachen und Auswirkungen einer Berufsunfähigkeit kennt, kann sich frühzeitig vorbereiten und absichern.

Es existiert keine offizielle Liste anerkannter Krankheiten, die automatisch zur Berufsunfähigkeit führen. Vielmehr hängt die Beurteilung immer von mehreren Faktoren ab: von der Schwere der Einschränkung, den konkreten Tätigkeiten im jeweiligen Beruf und auch von der zeitlichen Dauer der Beeinträchtigung.

Dieser Artikel soll ein besseres Verständnis dafür schaffen, welche Faktoren häufig eine Rolle spielen und wie sie sich im Alltag auf unterschiedliche Berufe auswirken können. So wird deutlich, wann eine Berufsunfähigkeitsversicherung tatsächlich leistet und warum die individuelle Situation jedes Einzelnen entscheidend ist.

Alles Wichtige im Überblick

  • Berufsunfähigkeit hängt von Krankheitsschwere und Berufstätigkeit ab.
  • Es gibt keine offizielle Liste für anerkannte Krankheiten, die immer zu Berufsunfähigkeit führen.
  • Ursachen und Erkrankungsbeispiele erleichtern die Einschätzung von Berufsunfähigkeit.

Häufigste Ursachen für Berufsunfähigkeit

Die Hauptgründe laut Statistik:

  • Psyche / Nervenleiden: 31,88 %
  • Skelett- und Bewegungsapparat: 20,33 %
  • Krebs / bösartige Geschwülste: 17,77 %
  • Sonstige Erkrankungen: 14,58 %
  • Unfälle: 8,38 %
  • Herz / Gefäßsystem: 7,03 %
  • Diese Erkrankungen stellen die Hauptgründe für Berufsunfähigkeit dar.

Liste „Anerkannte Krankheiten“ Berufsunfähigkeit

Mann im Anzug sitzt im Rollstuhl und blickt in einen langen, leeren Krankenhausflur
Über 30 % aller Berufsunfähigkeiten entstehen durch psychische Erkrankungen – gefolgt von Erkrankungen des Bewegungsapparates

Diese Krankheiten umfassen unter anderem psychische und physische Störungen sowie schwerwiegende chronische Erkrankungen.

Hier ist eine nicht vollständige Liste solcher Krankheiten:

  • ALS
  • Asthma (nur in bestimmten Berufen)
  • Autismus
  • Aneurysma
  • Arthrose (nur in bestimmten Berufen)
  • Angststörung
  • Alkoholerkrankung
  • Allergien (nur in bestimmten Berufen)

Darüber hinaus können auch neurologische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson und Epilepsie (in bestimmten Berufsgruppen) zu schwerwiegenden Einschränkungen führen, die die Ausübung eines Berufes unmöglich machen.

Es ist entscheidend, individuelle Gesundheitszustände und berufliche Anforderungen zu berücksichtigen, um eine fundierte Beurteilung über die Berufsfähigkeit zu treffen.

Tabelle zum Grad der Berufsunfähigkeit

Die nachfolgende Tabelle zeigt den Grad der Berufsunfähigkeit für verschiedene Erkrankungen und Berufe. Diese Informationen sind hilfreich zur Orientierung, wie unterschiedliche Krankheiten den beruflichen Alltag der Betroffenen beeinflussen können.

BU-Grad Erkrankung Beruf
50 % Aneurysma Steuerberater
50 % Bandscheibenschaden Physiotherapeutin
50 % Rückenschmerzen Unternehmer
50 % Psychische Erkrankung Verkäufer
50 % Knochenkrebs IT-Berater
50 % Brustkrebs Zahnärztin
50 % Depressive Episode Physiotherapeut
50 % Arthrose Naturwissenschaftler
50 % Wirbelsäulendegeneration Produktions-Arbeiter
50 % Sicca-Syndrom Informatiker
50 % Herzkrankheit Kaufmann
75 % Lymphdrüsenkrebs Taxi-Fahrer
75 % Brustkrebs Rechtsanwältin
75 % Bandscheibenschaden Zahnarzt
75 % Multiple Sklerose Zahnarzt-Helferin
75 % Hypophysentumor Partnervermittlerin
75 % Parkinson Verkaufstrainer
75 % Muskelschwund Bäckermeister
75 % Lungenerkrankung Kaufmann
75 % Kniearthrose Profi-Fußballer
75 % Schwere depressive Episode Handelsvertreterin
75 % Polyneuropathie Rechtsanwalt
75 % Oberarmfraktur Malermeister
75 % Schlaganfall Arzt
75 % Non-Hodkin-Lymphom Zahnärztin
75 % Hodenkrebs Schlosser
75 % Bandscheibenschaden Fliesenleger
75 % Kniearthrose Handwerker
75 % Demenz Ingenieur
75 % Herzerkrankung Orthopäde
75 % Diabetes Bereichsleiter
75 % Osteoporose Techniker
100 % Unterschenkelfraktur Profi-Fußballer
100 % Psychische Erkrankung Versicherungsvertreter
100 % Bandscheibenschaden Profi-Fußballer
100 % Zerrung Kniegelenk Profi-Fußballer
100 % Zerrung Kreuzband Profi-Handballer
100 % Angststörung Flugbegleiterin
100 % Hörverlust Flugzeugführer
100 % Darmkrebs Pilot
100 % Gehirntumor Biologe
100 % Depression Unternehmensberater
100 % Leberkrebs Designer
100 % Drogenabhängigkeit Arzt
100 % Spondylose Handwerker-Meister
100 % Tuberkulose Metallbauer
100 % Autoimmunerkrankung Handwerker
100 % Migräne Pilot
100 % Bindegewebskrebs Dozent
100 % Schizophrenie Lehrerin
100 % Epilepsie Pilot

Diese Klassifizierung verdeutlicht die Herausforderungen, mit denen verschiedene Berufsgruppen konfrontiert sind.

Beispiele zum Grad der Berufsunfähigkeit

Junge Frau in Uniform, vermutlich Flugbegleiterin, sitzt lächelnd im Flugzeugsitz mit Audelio-Logo im Hintergrund
Berufe mit hohen Gesundheitsanforderungen wie Flugbegleiter:innen werden bei der Berufsunfähigkeitsversicherung oft in höhere Risikogruppen eingestuft

Um zu verdeutlichen, wie unterschiedlich der Grad der Berufsunfähigkeit ausfallen kann, helfen konkrete Fälle aus der Praxis.

Beispiel 1: Flugbegleiterin mit Angststörung

Eine Flugbegleiterin leidet an einer Angststörung. Ihr Beruf erfordert nicht nur das Servieren von Speisen und Getränken, sondern vor allem Ruhe, Gelassenheit und die Fähigkeit, in Stresssituationen die Sicherheit der Passagiere zu gewährleisten. Mit einer ausgeprägten Angststörung ist dies nicht mehr möglich, weshalb hier von einer Berufsunfähigkeit von 100 Prozent auszugehen ist.

Beispiel 2: Malermeister mit Oberarmfraktur

Ein Malermeister erleidet eine Oberarmfraktur. Tätigkeiten wie Schleifen, Spachteln, Lackieren und Streichen kann er nur noch sehr eingeschränkt ausführen. Der Kontakt mit Kunden oder organisatorische Aufgaben im Büro sind zwar weiterhin möglich, prägen den Beruf jedoch nicht entscheidend. In diesem Fall liegt eine Berufsunfähigkeit von etwa 75 Prozent vor.

Beispiel 3: Naturwissenschaftler mit Arthrose

Ein Naturwissenschaftler ist von Arthrose betroffen. Während seine analytischen und kognitiven Fähigkeiten erhalten bleiben, bereiten ihm präzise Laborarbeiten zunehmend Schwierigkeiten. Da sein Beruf sowohl geistige Analyse als auch praktische Arbeit im Labor umfasst, wird der Grad der Berufsunfähigkeit auf rund 50 Prozent festgelegt.

Fazit: Krankheiten allein entscheiden nicht

In der Berufsunfähigkeitsversicherung gibt es keine festgelegte Liste von Krankheiten, die automatisch zu einer Leistung führen. Entscheidend ist stets, wie sich eine Erkrankung konkret auf den jeweiligen Beruf auswirkt. Der Ursprung der Krankheit ist dabei zweitrangig.

Maßgeblich bleibt, ob die wesentlichen Tätigkeiten dauerhaft nicht mehr oder nur noch eingeschränkt ausgeübt werden können.

  • Krebs und bösartige Neubildungen: Trotz der hohen Wahrscheinlichkeit, dass bösartige Neubildungen zur Berufsunfähigkeit führen, bedeutet dies nicht, dass sie zwangsweise als anerkannte Ursache gelten.
  • Psychische Erkrankungen: Ein wachsender Anteil an Berufsunfähigkeitsfällen ist auf psychische und nervliche Leiden zurückzuführen. Statistiken von der anerkannten Ratingagentur – Morgen & Morgen – verdeutlichen diesen Trend: 2010 waren 23 % der Ursachen auf psychische Erkrankungen zurückzuführen, während die Auswertungen von 2021 einen Anstieg auf fast 32 % zeigten.
  • Einfluss der Erkrankung auf den Beruf: Die Schwere der Erkrankung allein bestimmt nicht die Berufsunfähigkeit. Vielmehr ist entscheidend, wie sich die Krankheit auf die Ausübung des Berufs auswirkt. Somit ist jeder Fall individuell und passt in kein Standardprozess.

Hier haben Sie bereits einen ersten Überblick sowie einige beispielhafte Situationen kennengelernt. Da sich zeigt, wie umfangreich und individuell das Thema Berufsunfähigkeit ist, empfehlen wir jedem eine umfassende und fachkundige Beratung. Genau dabei unterstützen wir Sie gerne persönlich.

Wenn Sie noch tiefer einsteigen möchten, empfehlen wir außerdem unseren Blogbeitrag „Grad der Berufsunfähigkeit“, in dem Sie noch mehr in die Thematik eintauchen können.

Häufig gestellte Fragen

Welche Erkrankungen führen am häufigsten zu Berufsunfähigkeit?
Zu den häufigsten Erkrankungen, die zu einer Berufsunfähigkeit führen, zählen psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen.
Wie wird der Grad der Berufsunfähigkeit ermittelt?
Der Grad der Berufsunfähigkeit wird basierend auf einer ärztlichen Begutachtung festgestellt. Es wird überprüft, in welchem Maße eine Person in der Lage ist, ihrer bisherigen beruflichen Tätigkeit nachzugehen.
Unter welchen Voraussetzungen kann eine Berufsunfähigkeit beantragt werden?
Eine Berufsunfähigkeit kann beantragt werden, wenn jemand aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls nicht mehr in der Lage ist, seinen Beruf vollständig oder teilweise auszuführen. Dazu muss der Gesundheitszustand von einem Arzt dokumentiert werden, und es muss ein entsprechender Versicherungsvertrag bestehen, der Berufsunfähigkeit abdeckt.
Gibt es Krankheiten, die bei Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung ausgeschlossen werden?
Bei einigen Berufsunfähigkeitsversicherungen sind bestimmte Vorerkrankungen vom Versicherungsschutz ausgeschlossen. Diese Ausschlüsse werden während des Antragsprozesses festgelegt und können beispielsweise chronische Krankheiten betreffen, die bereits vor Abschluss der Versicherung bestanden haben.
Welche Informationen müssen bei der Beantragung einer Berufsunfähigkeitsversicherung angegeben werden?
Beim Antrag auf eine Berufsunfähigkeitsversicherung müssen umfassende gesundheitliche Informationen bereitgestellt werden. Dazu gehören Angaben zu bisherigen Erkrankungen, Krankenhausaufenthalten und aktuellen medizinischen Behandlungen.
Ab welchem Grad der Behinderung spricht man von Berufsunfähigkeit?
In der Regel spricht man von Berufsunfähigkeit, wenn eine Person ihren Beruf zu mindestens 50% nicht mehr ausüben kann. Diese Schwelle kann jedoch je nach Versicherungsvertrag variieren, weshalb es wichtig ist, die genauen Bedingungen der jeweiligen Versicherungspolice zu prüfen.

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